Kein Turboloch!
Rennsimulationen sind über die Jahre einige erschienen. Manche Serien sind immer in den Top drei der Konsolen-Racer zu finden, andere scheitern schon in der Qualifikationsrunde. Das vom Entwickler-Studio „Slightly Mad Studios“ entwickelte „Project Cars“ wurde auch immer wieder verschoben, bis es nun endlich im Mai in den Handel kam. Hat sich das Warten gelohnt?
Bei Rennspielen gibt es normalerweise zwei differenzierte Meinungen. Die einen mögen reine Arcade-Gamer, Verfolgungsjagden, Punkteboni und vieles mehr, die anderen eine Hardcore-Simulation, die so schwer ist, dass selbst ein Profirennfahrer ins Grün rutscht.
Project Cars versucht den Weg dazwischen, an dem schon so viele Race-Games gescheitert sind. „Grand Tursimo“ und „Forza Motorsport“ sind die Gegner des Neulings. Wir fahren mit dem neuen Racer auf einer Playstation 4 Konsole und verraten euch direkt aus der Boxengasse, was das Game kann.
Direkt vom Start weg, als die Ampel auf Grün springt, kommen wir schnell rein ins Renngeschehen und auch mit der Steuerung klar. Nicht jeder Gamefan hat ein Lenkrad und Sitz Zuhause. Gerade Gamer ü40, die ab und an mal zum Joystick greifen, fahren dann eben mit dem Controller.
Schnell sind wir eins mit dem Wagen und der lässt sich für die ersten rennmeter recht gut und flüssig über den Asphalt steuern. Es gibt zwar in der Standardversion „nur“ 60-75 Wagen, die sind aber überdurchschnittlich gut gelungen. Nicht wie bei anderen Games von der Optik außen, wer sitzt schon auf dem Dach oder der Motorhaube, das Geschehen findet ja innen statt. Und dort fühlen wir uns direkt Zuhause. Die Cockpitperspektive ist eine der am besten umgesetzten die wir je sahen! Virtuelle Sitzposition und das Verhalten während des Rennens, Perspektivwechsel, alles top.
Dazu eine Fahrphysik die jedes Auto deutlich vom anderen unzterscheidet. Fronttriebler, V8 Heckschleuder, selbst mit dem Controller „erfährt“ man den Unterschied bei Project Cars.
Weniger gut gefallen hat uns wie so oft bei Rennspielen die Gegner-KI. Si ist gut ja, aber immer noch passieren die alten Fehler, dass gegnerische Autos wie an der Perlenschnur fahren, auch über den Randstein hinaus und wenn man im Weg ist, gerammt wird. Das lässt den Spaßfaktor etwas sinken, der aber durch das gute Handling der Fahrzeuge, auf einem hohen Niveau ist.
Für Langzeitspaß ist natürlich auch ein Karrieremodus eingebaut. Wir fangen ganz klein an, also richtig klein, wie im realen Leben, im Kartsport. Hier heißt es erstmal die feurigen Dinger unter Kontrolle zu halten um Siege einzufahren. Mit dem ersten Vertrag und weiteren guten Platzierungen, fahren wir uns nach oben. Das macht Spaß, auch wenn der der pure Anfang im Kartsport auf eine Saison hätte begrenzt werden können.
Auch schön das keine künstliche, langatmige Pseudo-Story um den Karrieremodus aufgebaut wurde. Zentraler Punkt ist Rennen fahren! Und bei der überaus tollen Grafik, macht das immer Spaß, ob bei rRegen, bei Tag oder Nacht. Die Grafik gefällt uns sehr gut und läuft auch flüssig.
Insgesamt bietet „Project Cars“ über die gesamte Bandbreite Grafik, Spielreiz, Umsetzung, Spitzenwerte. Die Platzhirsche der rennserie müssen für ihre Neuauflagen den Turbo zünden um dran bleiben zu können, denn bei Project Cars gibt’s kein Turbolich.
Text: Eike Lorenz
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